Chronologie der Ereignisse

Das Auslaufverbot der KHERSONES – Chronologie der Ereignisse

Stand: 07.07.2006

Das Segelschulschiff KHERSONES unterliegt seit dem 07. April 2006 einem Auslaufverbot und darf seinen Heimathafen Kerch nicht verlassen. Das Ministerium für Agrarpolitik der Ukraine hat den Auslaufstopp kurzfristig und ohne Nennung von Gründen verhängt. Die gesamte Segelsaison 2006 scheint auszufallen. Der Reiseveranstalter Inmaris in Hamburg hat Insolvenz anmelden müssen, die Besatzung in Kerch bangt um ihre Zukunft und die Kadetten um ihre angesehene Ausbildungsmöglichkeit an Bord der KHERSONES. Die Zukunft des seit 15 Jahren erfolgreichen und beliebten deutsch-ukrainischen KHERSONES-Projektes ist ungewiss. Im Folgenden eine Zusammenfassung der Ereignisse seit dem 07. April 2006:

07.04. Arrestierung der KHERSONES im Heimathafen Kerch

Die KHERSONES sollte planmäßig am 07. April 06 den Heimathafen Kerch verlassen und seine Segelsaison 2006 antreten. Das Schiff war bemannt und voll ausgerüstet mit Verpflegung, Oil und technischem Equipment. Am selbigen Tag erhält der langjährige KHERSONES-Kapitän Mikhail Sukhina von der Hafenbehörde den Befehl, nicht auszulaufen. Die Anweisung kommt vom Ministerium für Agrarpolitik der Ukraine, dem die KHERSONES bzw. das KMTI behördlich unterstellt ist. Weder der Schiffseigner, das KMTI, noch Inmaris wurden informiert. Das KMTI („Kerch Maritime Technological Institute“) in Kerch ist der Schiffseigner der KHERSONES und die Ausbildungsstätte für den jungen Seefahrtsnachwuchs für die Fischerei- und Handelsflotte in der Ukraine. Bis heute gibt es keine offizielle Begründung vom Agrarministerium, die ein Auslaufverbot der KHERSONES rechtfertigt.

08.04. Kurzfristige Absage der Sachsen-Sail-Reise nach Libyen

In Folge der Arrestierung musste die diesjährige Sachsen-Sail-Reise von Malta nach Libyen kurzfristig abgesagt werden. Geplant waren u.a. offizielle Empfänge auf Malta mit hochkarätigen Politikern und Wirtschaftsvertretern. Die Sachsen-Sail ist ein Verbund von Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur aus Sachsen und segelt seit 2003 einmal im Jahr mit der KHERSONES. Die Presse reagiert rasch und intensiv auf diesen Ausfall.

13.04. Das Agrarministerium fordert Unterzeichnung eines neuen Vertrages

Das Agrarministerium nennt als unbedingte Voraussetzung für die Aufhebung des Auslaufverbotes der KHERSONES einen Besuch von Inmaris in Kiew, um einen neuen Vertrag zu unterzeichnen. Inmaris bat mehrmals um den Entwurf des Vertrages zur Ansicht. Bis heute ist das nicht geschehen.

22.04. Absage der Presse-Abenteuerreise nach Libyen

Die Libyen-Reise war voll ausgebucht und sollte zudem begleitet werden von rund 18 renommierten Pressevertretern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie einem WDR-Fernsehteam. Berichte waren u.a. geplant für Print-Medien wie „Der Kurier“, „Oberösterreichische Nachrichten“, „Der Sonntagsblick“, „Financial Times“, „Süddeutsche Zeitung Online“, „Kleine Zeitung“ „Brigitte“, „Welt am Sonntag“, „Nürnberger Nachrichten“, „Kölner Express“, „Lübecker Nachrichten“. Als dritter Veranstalter weltweit gesellte sich INMARIS zu den „Libyen-Pionieren“ und wollte mit der KHERSONES als erster internationaler Windjammer nach Tripolis segeln.

26.04. Kadetten demonstrieren für die KHERSONES in Kerch

Rund 1.000 Menschen haben in Kerch für den Erhalt der KHERSONES sowie den Ausbildungsbetrieb an Bord demonstriert. Ukrainische Kadetten, Familienangehörige, Lehrer des KMTI sowie die gesamte Besatzung der KHERSONES sind zusammen mit dem Bürgermeister von Kerch vom KMTI durch die Straßen von Kerch bis zum Rathaus marschiert und haben vor Kameras und Pressevertretern für ihr Recht auf Ausbildung demonstriert.

27.04. Direktor des KMTI fristlos entlassen

Der Rektor des KMTI, Vitaliy Kolodyazhniy, ist mit sofortiger Wirkung vom Agrarminister der Ukraine seines Amtes enthoben worden. Als Begründung nannte der Minister die Nicht-Verhinderung der gestrigen Demonstration der Kadetten in Kerch sowie die nicht effiziente Nutzung des Schulschiffes KHERSONES. Kolodyazhniy war seit Dezember 2005 Rektor des KMTI. In seiner Amtszeit lag das Schiff den Winter über ausschließlich im Hafen von Kerch und wurde nicht genutzt. Kolodyazhniy hat Klage gegen diese Maßnahme erhoben. Der Prozess läuft.

27.04. Inmaris informiert über den Ausfall der KHERSONES

Inmaris informiert nunmehr alle seine 23.000 Kunden und Vertriebspartner über die Arretierung der KHERSONES und über den eventuellen Ausfall der gesamten Segelsaison 2006.

Ende April, Das Agrarministerium setzt eine Untersuchung gegen das KMTI wg. angeblicher finanzieller Unregelmäßigkeiten an

Das Agrarministerium setzt eine interne Untersuchung aller Finanzaktivitäten des KMTI an. Das Untersuchungskomitee besteht aus Mitgliedern des Agrarministeriums. Ohne Nennung des Untersuchungsergebnisses stellt das Agrarministerium daraufhin einen Antrag auf eine erneute Untersuchung durch die Generalstaatsanwaltschaft sowie die obersten Finanzorgane der Ukraine.

02.05. Bürger von Kerch kämpfen um ihre Hochschule

Die Kadetten des KMTI sammeln in Kerch Unterschriften zur Unterstützung ihrer Hochschule. Die Petition wird auf der Hauptstraße sowie in anderen Bezirken zur Unterzeichnung angeboten. Die Kadetten verschiedener Jahrgänge bitten die Passanten, sich einem Appell zum Erhalt der KHERSONES an den Staatspräsidenten anzuschließen. Binnen weniger Tage sammelten die Kadetten über 2.000 Unterschriften.

05.05. Inmaris meldet Insolvenz an

Die durch den Auslaufstopp verursachten Ausfälle der Seereisen, Tagesfahrten und Chartern für 2006 zwingen Inmaris dazu, beim Hamburger Amtsgericht drohende Insolvenz anzumelden.

02.05. Demonstration beim Hamburger Hafengeburtstag 2006

Der „Freundeskreis Khersones e.V.« sowie ehemalige Trainees haben zum Hamburger Hafengeburtstag lautstark für die Freilassung der KHERSONES demonstriert. Binnen weniger Stunden wurden Hunderte Unterschriften gesammelt. Zudem haben zahlreiche Kapitäne von Schiffen aus dem Hamburger Hafen auf einer gesonderten Erklärung ihre Solidarität mit der in Kerch arrestierten KHERSONES und ihrer Besatzung bekundet. Gezeichnet haben u.a. die Kapitäne der MIR, SEDOV, Cap San Diego und Rickmer Rickmers. Die Protestzeichnungen wurden dem ukrainischen Generalkonsul in Hamburg sowie der Presse offiziell überreicht.

06.06. Absage der Kieler Woche 2006  

Inmaris muss die Teilnahme der KHERSONES an der Kieler Woche 2006 offiziell absagen. Die KHERSONES war in diesem Jahr als Flaggschiff der Windjammerparade eingeladen worden. Zwei ausgebuchte Tagesfahrten, 8 Firmenchartern und zwei Kulturabende mit dem marebuchverlag und dem Literaturhaus Schleswig-Holstein fallen aus.

10.05. RETTET DIE KHERSONES – Eine Welle der Solidaritätsbekundung

Die „Deutsch-Ukrainische Gesellschaft“, Inmaris sowie der „Freundeskreis e.V.“ erhalten täglich dutzende Protestschreiben. Insgesamt werden über 600 persönliche und offizielle Protestschreiben gezählt, u.a. von Admiral Roberto Benavente, dem Präsident der chilenischen Sektion der Cap Horniers sowie mehreren deutschen Bürgermeistern. Die Solidaritätsbekundungen werden regelmäßig an die Schiffsbesatzung nach Kerch, sowie als Zeichen des Protestes an die zuständigen diplomatischen und politischen Kontaktpersonen in Deutschland und der Ukraine gesandt.

19.05. Erste Erfolge: Die Verhandlungen starten neu

Am gestrigen Tag fand ein offizielles Treffen im ukrainischen Ministerium für Agrarpolitik statt, zusammen mit Mitarbeitern des Außenministeriums. Der einzige Tagungsordnungspunkt war das Thema »KHERSONES«. Infolgedessen übernimmt das ukrainische Außenministerium die Aufsicht im »Fall KHERSONES«. Inmaris sieht diese Entwicklung als einen großen Fortschritt in dem Bemühen, das KHERSONES-Projekt zu retten. Die Aufnahme neuer Verhandlungen ist für die kommende Woche angekündigt worden.

25.05. Unterstützer produzieren 10.000 Protestpostkarten an den ukrainischen Präsidenten Viktor A. Juschtschenko

Die „Deutsch-Ukrainische Gesellschaft“ und der „Freundeskreis e.V.“ tun sich zusammen und produzieren rund 10.000 Protestpostkarten mit der Aufschrift “Herr Präsident Juschtschenko, bitte lassen Sie die KHERSONES wieder frei. Geben Sie ihren Kadetten die Ausbildungsmöglichkeit und der Bordmannschaft ihren Arbeitsplatz zurück“. Die Postkarte ist adressiert an das Büro des ukrainischen Präsidenten Viktor A. Juschtschenko in Kiew. Innerhalb weniger Wochen sind alle Postkarten vergriffen.

01.06. Große Presseresonanz

Über 110 Artikel und Meldungen zum Auslaufstopp der KHERSONES sind bis heute alleine in den Print-Medien in Deutschland veröffentlicht worden. In der Ukraine wurden bis dato rund 11 Print-Artikel und 5 TV-Berichte gezählt.

10.06. Investoren des KHERSONES-Projektes beschließen finanzielle Unterstützung für Inmaris beim bundesweiten Treffen in Hamburg

Der Anlass ist der bis heute andauernde Auslaufstopp der KHERSONES im Heimathafen Kerch (Ukraine), die daraus entstandenen wirtschaftlichen Folgen für die Inmaris-Gruppe und die zu beschließenden Maßnahmen. Ergebnis des Investorentreffen: Die rund 60 anwesenden Kommanditisten, Stille Gesellschafter und Darlehensgeber des

KHERSONES-Projektes haben einstimmig beschlossen, die Inmaris Geschäftsführung finanziell zu unterstützen. Inmaris soll es damit möglich gemacht werden, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um alle Schadensersatzforderungen gegenüber der ukrainischen Seite durchzusetzen und möglichst das KHERSONES-Projekt wieder in Fahrt zu bringen.

16.06. Inmaris stellt Schadensersatzansprüche von ca. 8 Millionen EURO an das Ministerium für Agrarpolitik der Ukraine

Die anwaltliche Einreichung des Schadensersatzdokuments an die Ukraine ist heute durchgeführt worden. Das Schadensersatzdokument wurde an das KMTI, als Vertragspartner und das Ministerium für Agrarpolitik, als Verursacher des Schadens, geschickt. Alleine der Ausfall der Segelsaison 2006 bringt eine Netto-Verschuldung von über 1,5 Millionen EURO. Bei einem Nicht-Weiterbetreiben der KHERSONES beträgt der Schaden, inklusive aller bisher nicht-rückfinanzierten Investitionen, rund 8 Millionen EURO.

19.06.  Das KMTI soll zu einer Universität umbenannt werden

Der jetzige Direktor vom KMTI in Kerch wird dringend aufgefordert, alle Gründungsdokumente des KMTI nach Kiew zu schicken. Es wird beabsichtigt, dass KMTI zu liquidieren und stattdessen eine Universität zu gründen.

28.06. Spende vom „Freundeskreis e.V.“ an die Besatzung

Der „Freundeskreis e.V.“ hat der Schiffsbesatzung eine Geldspende über 5.000 EURO zukommen lassen. Das Geld ist direkt an Kapitän Sukhina überwiesen worden, der die Summe anteilig an alle 42 Bordmitglieder verteilt hat. Diese finanzielle Unterstützung kam gerade rechtzeitig und half vielen Familien, den Ausfall der Heuer vorübergehend zu kompensieren.

30.06. Regierungsumbildung in Kiew

Nach aktuellen Informationen erfolgt seit einigen Wochen eine Regierungsumbildung in der Ukraine. Dadurch verändern sich behördliche Kompetenzen und die Besetzung bisheriger geschäftsführender Amtsträger. Wir sehen in dieser Wandlung positive Chancen für eine erfolgreiche Fortsetzung des KHERSONES-Projektes. In Kürze erwarten wir diesbezüglich neue Signale aus Kiew.

Ende Juni, Leitung des Fischerei-Ministeriums der Ukraine wegen Korruption suspendiert

Nach aktuellen Informationen ist der Leiter des Departments für Fischereiwirtschaft, Alexander Kachnyy, wegen Verdachts der Korruption abgesetzt worden. Kachnyy ist die treibende Kraft im „Fall KHERSONES“ gewesen. Laut seiner dringenden Empfehlung an das Agrarministerium wurde am 07. April 2006 der Auslaufstopp über die KHERSONES verhängt. Kachnyy hat gegen diese Maßnahme Klage erhoben. Der Prozess läuft.  

01.07. Untersuchung zugunsten des KMTI erfolgreich abgeschlossen

Die vom Agrarministerium Ende April eingeforderte Untersuchung des KMTI’s durch die  Generalstaatsanwaltschaft und die ukrainischen Steuerbehörden ist beendet. Die Untersuchung dauerte zwei Monate und führte zu dem Ergebnis, dass beim KMTI keine Unregelmäßigkeiten festzustellen sind. Auch diese Maßnahme des Agrarministeriums hat sich demnach als haltlos erwiesen. Die Untersuchung sollte die vom Agrarministerium vermuteten finanziellen Unregelmäßigkeiten beim KMTI aufdecken.

05.07. Behördliche Neuzuteilung des KMTI geplant

Nach den aktuellen Informationen ist vom Kabinett der Minister der Ukraine beschlossen worden, alle Ausbildungseinrichtungen (auch das KMTI) dem Bildungsministerium der Ukraine zu übertragen. Der Agrarminister, dem das KMTI bislang unterstellt gewesen ist, hat daraufhin Widerspruch eingelegt. Die endgültige Entscheidung steht noch aus.